Hach wie schön!
Die Zeiten der Bumper Sticker sind ja nun wirklich vorbei, allenfalls ein Syltaufkleber ist noch erlaubt. Allenfalls. Doch zurück zum Foto von der Umgehungsautobahn um München, das Bild entstand im Oktober diesen Jahres – noch ohne jeden politisch aktuellen Bezug. Was mag sich der Fahrer wohl gedacht haben, als er eines Morgens mit der Klebefolie an seinen LKW herantrat und mit heißen Händen den (eindeutig mental rückwärts gerichteten) Schriftzug anbrachte? Wollte er seinen Chef ärgern? Gehört dem Fahrer der LKW am Ende selber? Und was will er dem Hintermann mit der Aufschrift kundtun? Welcher Sieg über wen oder was kann da gemeint sein?
Typografie und der Slogan an sich sprechen eine unmissverständliche Sprache, darüber dürfte jeder Zweifel erhaben sein. Aber dann so ganz offen, auf Bayern´s Straßen? DAS, liebe Leser, das ist liberalitas bavariae – die wahre Demokratie, in der jeder sagen kann, was er denkt! Aber BITTE nur sagen – NICHT Stechen, wie letztes Wochenende in Passau.
Wenn es dann aber doch zu bunt wird im Land, dann wird der Ruf nach der starken Hand eben schleichend lauter, war ja 1928 / 1929 auch nicht anders. Börsencrash, erst Rezession, dann Depression – in Deutschland kam damals dann der Heilsbringer aus Braunau. Ein Österreicher hat die deutschen Geschicke in die Hand genommen und – wir erinnern uns dunkel – es dann auch gründlich vermasselt (um es vorsichtig zu formulieren.)
Und heute? Unsere Damen und Herren Politiker treten mit ernster Miene vor die Presse und faseln dummes Zeug von wegen Vertrauen haben und dergleichen. Würden Sie einem Trickbetrüger Ihre Ersparnisse anvertrauen? Na, meine ich doch! Aber unsere festangestellten Politiker raten uns Bürgern dazu. Feine Bagage, die wir da in Lohn und Brot gestellt haben – aber da müssen wir uns an der eigenen Nase fassen (was ein weiteres Thema wäre, nicht heute!)
Geneigter Leser: dieser Tage reden alle vom erneuten Versuch die NPD zu verbieten. Jeder Narr weiß, dass Verbote nur noch interessanter machen. Warum erfreuen sich die „Braunen“ denn dieser Beliebtheit? Weil die vermeintlich Mächtigen die Geschicke unseres Daseins eben keinesfalls mehr in der Hand haben und hilflos in Bewegungslosigkeit verharren, wie der Hase vor der Schlange. Es ist, denke ich, nicht unbedingt ein ausnahmslos rückwärtsgerichtetes Denken, sondern ein Schrei nach geordneten Verhältnissen, in denen jeder Bürger wieder weiß, was er am Ende des langen Arbeitstages in der Lohntüte hat und was er dafür kaufen kann. Diese allzu verständliche Selbstverständlichkeit spült viele Menschen in die Hände dunkler Mächte – macht aber nur einmal mehr deutlich, dass es langsam an der Zeit ist, eine neue Weltordnung zu debattieren.
DER MICHEL macht sich weiter Gedanken, verlassen Sie sich drauf!