Vor zwei Jahren habe ich mir mein erstes, nagelneues Auto gekauft! Ich hätte nie gedacht, daß es mal soweit kommen würde, aber die Bank, die Steuerberatung und der Verkäufer machten mir ruhig und selbstbewußt klar, daß ich „bei diesem Deal“ nur gewinnen kann. Immerhin hatte ich mich für den „Van of the year 2006“ entschieden!
Ich fuhr also ziemlich stolz vom Hof, entdeckte beim ersten Tankstop, daß ich – Wunder der Technik – nun auch in die gebenedeihte Riege der Fernsteuerungsbesitzer aufgestiegen bin und freute mich über die neue Anschaffung.
Während der 43tausend Km Laufleistung hatte ich die Fernbedienung oft mit einem Schmunzeln betätigt, daß sonore Klacken der Elektromotoren genossen, die den Schließmechanismus aller Türen bedienen und mich daran gefreut, daß alle vier Blinker gleichzeitig blinkten, wie ein fremdländischer Willkommensgruß aus dem Inneren meines Fahrzeugs. Ein bischen Albern fand – und finde! – ich es trotzdem, daß einem die Automobil-Industrie die Fähigkeit seinen Wagen selbstständig auf- und auch wieder zuzusperren mit dem dritten, nachchristlichen Jahrtausend abzusprechen scheint.
Aber gut, nur die Meinung eines einzelnen…
Vorgestern, im strömenden Regen, war ich wohl leicht hektisch unterwegs und steckte den Zündschlüssel wohl etwas zu schwungvoll ins Schloß, gleichzeitig die bekannte Drehbewegung einleitend und hoffend, daß nun auch – zehntel Sekunden später – die Dieselmaschiene meines Wagens anspringt: alles nichts ungewöhnliches soweit. Doch dieser hundertstel Millimeter, den ich den Schlüssel zu früh in die Drehbewegung brachte, brachen dem guten Stück sprichwörtlich das Genick und der schöne, blaue Zentralschlüssel brach auseinander und nur ein kümmerlicher Stumpen ragte noch aus dem Zündschloß – das Gegenstück samt integrierter Fernbedienung und Wegfahrsperre hatte ich am Schlüsselbund in der Hand. Sehr verdutzt, wie ich einräumen muß. Die Idee, den im Schloß verbliebenen Schlüsselstumpen mit Hilfe einer Zange zu drehen, um so den Motor zu starten hatte ich auch, holte eine Zange und mußte nach einer Minute vergeblich-jämmerlichen Orgelns feststellen, daß es schlicht sinnlos ist, sich so die Macht über die Maschiene erkaufen zu wollen.
Wie gesagt, Zange hin, Zange her: die Wegfahrsperre war und ist im blauen Plastik des Schlüsselkopfes verborgen und somit kein Wegfahren möglich – auch wenn ich hundert Mal der rechtmäßige Besitzer des Wagens bin!
„Künstlerpech!“ mag manch einer einräumen – doch ich gehe weiter. Sollte mir dieses Argument je einer der Schlüssel-Chef-Ingenieure von FIAT oder einer anderen Automarke entgegenschleudern, so muß ich diesem Schussel unter der Sonne gleich ebenso barsch kontern: WIE bitte sah denn früher ein Autoschlüssel aus? Und WIE bitte funktionierte das? Und WARUM bitte kann DAS nicht auch heute noch genauso funktionieren, wo es doch international so schön pausenlos zitiert wird, dieses „Never change a winning team!“??? Also WIE bitte kann ein Ingenieur eine derart stupide und unpraktische Umsetzung dulden? War da wieder der böse, böse Share-holder-value am Werk? Waren es die Gewinn Maximierungs Parameter, die der Firma zu diesem absurd idotischen Zündschlüssel-Konstrukt verhalfen? Wie kam es, daß sich das Wissen um die einfachsten Hebelgesetze schlicht am Hause FIAT (und mit Sicherheit auch an anderen Automobil Konzernen!) vorbeischleichen konnte?
Ich hätte keine Probleme mit Material-Ermüdung oder ähnlichen Finessen. Aber Stümperei mit Share-holder-Value zu verwechseln grenzt daran, Borniertheit zur Staasraison zu erheben! Das darf ich hier mal so sagen. Mein erstes Fahrzeug war ein VW Käfer, den „Mann“ mit einem durchbrochenem Schlüssel mit VW Emblem startete: ein Abbrechen des Schlüssels im Schloß war dadurch nahezu unmöglich – und wenn doch, dann war eine Zange durchaus das probate Mittel zur Behebung des Mißstandes. Heute jedoch sitzt man hilflos in der Führerkabine seines Wagens und telefoniert mit der Fachwerkstatt, die einem mitteilt, daß die Wiederbeschaffung des Schlüssels mit Fernbedienung schlappe 182 Euro kosten wird! Ich habe gerade einen Dritt-Schlüssel für meine Wohnung anfertigen lassen: „Schließanlage, sorry – wird teuer!“ hieß es da am Telefon. War mir egal, ich brauchte den Schlüssel: und bekam eine Rechnung über 35 Euro! Somit kostet mich der Fortschritt aus dem Hause FIAT dann 182 – 35 = 147 Euro. Für einen Schlüssel für mein eigenes Auto. So, DAS dürfen Sie sich jetzt mal auf der Zunge zergehen lassen.
Viel Spaß dabei!