Waikiki Beach Feeling in Münchens Innenstadt
Sonntag, mieses Winterwetter für den ganzen Tag angesagt – ein Grund, sich dafür zu entscheiden, den Rest des Tages besser in warmen Puschen auf der Couch zu verdödeln oder aber die Aktivisten unter uns entschließen sich, mal wieder in eine Ausstellung zu gehen oder das nächstgelegene Kino anzusteuern. Nachdem ich mich todesmutig für Ersteres und einen Besuch einer Ausstellung im Haus der Kunst entschlossen hatte, wurde ich nach einer halben Stunde Fahrzeit in die Münchner Innenstadt darüber belehrt, dass es Jungs gibt, die noch viel krasser drauf sind, wenn es darum geht, Wind und Wetter am letzten arbeitsfreien Tag der Woche zu trotzen.
Einen Parkplatz zu finden in der Nähe einer Großevent-Location wie dem Haus der Kunst hielt ich bis dahin schon für eines der größeren Abenteuer, die einem erwartungsgemäß widerfahren können, als mich der folgende Fußmarsch durch ebenes Gelände über die Brücke über den Eisbach (welch freundlicher Name für den Quell der Erfrischung an einem lauen Mittsommernachmittag im Englischen Garten) führte. Ich war zunächst der Meinung, dass auf Grund der angesammelten Menschenmenge offensichtlich ein lebensmüder Springer in den eisigen Fluten soeben seinen letzten Atemzug getan hätte. Ganz das Gegenteil war der Fall: In den brausenden Wogen amüsierte sich ein Trupp in schwarzem Latex (klar, es heißt Neopren) und zeigte, wozu echte Männer fähig sind, wenn ihnen so richtig langweilig ist und das Sportgerät für Exclusivreisen an die Traumstrände dieser Welt mal wieder entstaubt werden sollte. Umsonst und freiwillig stellen sie sich geduldig an und warten bis die Welle den Vorreiter abgeschüttelt hat, um ihrerseits ratzfatz Stand auf ihrem glitschigen Surfboard zu finden und trotz begrenzten Platzangebotes kleine Robby-Naish Flips und Wakedives vom Feinsten im anhaltenden Nieselregen zum Besten zu geben. Abgesehen davon, dass man in der freien Natur Surfer immer nur aus der Ferne, durch ein Fernglas oder die Sehhilfe eines 400 mm-Objektives bewundern kann und man es sich hier einfach drei Meter daneben bequem machen kann, sahen die sicher hart einstudierten Moves dieser Jungs einfach klasse aus.
Und das Tollste daran ist: Nichts schien reglementiert wie sonst alles, was mit dem Freizeitvergnügen von uns Deutschen zu tun hat – keine Aufpasser, keine Eintrittsgelder und trotzdem Funfaktor 10! Was war im Haus der Kunst? Habe ich vergessen.