car crash revisted

Was kann einen Künstler dazu bewegen, Banalität zu verewigen? Was treibt jemanden an, sich mit etwas Brutalem zu beschäftigen? Warum ein Autounfall? 
Die abgebildete Arbeit („No title“, 2010, Öl auf Leinwand, 140 x 180 cm) gehört zum aktuellen Zyklus „little devil“, an dem die Münchner Künstlerin Sabina Sakoh derzeit arbeitet. Die Farbe ist gänzlich gewichen, jetzt malt Sakoh Schwarz-weiß. Den Pinsel hat sie  kaum noch in Händen – „dauert alles viel zu lang!“- sie bringt die Farbe mittlerweile direkt aus der Tube auf die  Leinwand, geht mit den Fingern korrigierend hinterher und hastet über die Fläche. Die Motive, die sie wählt, passen zum Stil: immer Bewegung, immer Kraft, Unbändigkeit und Überlebenswille. Da sieht man einen Mann, der auf etwas einzudreschen scheint, das Unterhemd hochgeschoben, brustfrei, die fettigen Haare hängen ins Gesicht, könnte der (angesoffene?) Mickey Rourke sein, ja, doch, der Titel bestätigt: „Little Devil is talking with Mickey Rourke“.
In der Arbeit „Fight“ kämpft ein schwarzer Hühne mit der Nummer 23 auf dem Hemd mit dem Ball – er ist herausgelöst aus dem typischen Spielfeld Ambiente und in den grausamen Alltag eingefügt: er kämpft nun zwischen Baggern und schemenhaften Autos, sein Gesicht schmerzverzerrt…
„Wave“ zeigt zwei nackte, junge Männer, die scheinbar anteilnahmslos zusehen, wie ihr Boot von einer Welle geflutet wird. Warum sind sie so gleichmütig? Was ist ihnen bisher widerfahren, dass sie jetzt dem Betrachter so lebensmüde erscheinen?
Der Umstand, dass die Künstlerin ihre Sujets so ungeheuer dynamisch ausführt, weist möglicherweise darauf hin, dass es ihr um die Geschichte „davor“ und die „danach“ zu gehen scheint, wobei der Moment des Bildes die Zerbrechlichkeit des Lebens ausspricht. Der Titel der Serie „little devil“ mag diese These bestätigen, der Umstand, dass in vielen ihrer Arbeiten immer wieder ein Revolver zu sehen ist, gießt ebenfalls Wasser auf „diese Mühle“.
Sabina Sakoh, eine sehr zarte, fast zerbrechliche Frau, überrascht den Betrachter einmal mehr, denn so viel menschlichen Abgrund möchte man hinter der attraktiven Künstlerin einfach nicht vermuten – man möchte eigentlich überhaupt nicht mit Abgründen konfrontiert werden: und doch sehen wir alle immer wieder gerne hin (wer ertappt sich nicht dabei, wenn er insgeheim in die Hände klatscht, wenn es beim Formel 1 einen spektakulären Crash gibt?). Die Internet Seiten www.totalcarcrashes.com (offline), www.car-crash.org (offline), www.ready2beat.com (offline) und www.car-accidents.com zeigen, dass das obige Motiv durchaus eine Tragweite hat, gibt man „car crash“ bei Google ein, so tauchen 7.390.00 Treffer auf – in Worten: sieben Millionen dreihundertneunzig tausend! Und um bei den Millionen zu bleiben: am 16. Mai 2007 wurde bei Christie´s eins der „Death and Desaster“ Arbeiten von Andy Warhol („Green Car Crash“ 1963, Synthetic polymer, silkscreen ink und acrylic auf Leinwand (228.6 x 203.2 cm) versteigert: es erzielte das nette Sümmchen von über 71 Millionen Dollar.
Für deutlich weniger ist der oben abgebildete Car Crash noch zu haben, Atelier Besuche sind erwünscht, Kontakt über www.best-artmanagement.com.