Kroma – bezauberndes Glas ohne Schnörksel
“Was für eine Kombination! Licht aus dem Himmel und Glas von der Erde. Wir möchten es einfach, ohne Fremdeinflüsse und in erster Linie zeitlos halten.“
Man kann den süßlichen, Geruch von kalifornischen Homegrown fast riechen, wenn man diese Anfangszeile als Firmencredo aus den Sechzigern langsam inhaliert. Da haben doch ein paar echt coole Bronzezeit-Hippies trotzdem eine saugute Idee gehabt und sich eingehender mit dem Thema Glas beschäftigt. „Dichroic Glass“ nannten sie den Grundstoff ihrer existenzialistischen Träume und fertigten fortan fleißig Schmuck, Fenster, Mobiles und viele andere Augen- und Seelenweiden aus speziell beschichtetem Glas, das je nach Blickwinkel seine Farbe verändert. Dies geschieht so allmählich, dass man das Gefühl hat, einer optischen Täuschung zu unterliegen. All das funktioniert so fabelhaft ohne Strom oder anderweitigen technischen Geräteeinsatz nach dem Prinzip der Polarisation und tritt dann auf, wenn zwei Materialien mit unterschiedlichen optischen Achsen, die das Licht unterschiedlich absorbieren aufeinandertreffen. Je nach Blickwinkel verändern sich nun diese Achsen und werfen unterschiedliches Licht zurück. Laienhaft ausgesprochen…
Ein Freund in Kalifornien schenkte mir vor einigen Jahren eines dieser seltenen Glaskunststücke in Form eines Mobiles fürs Fenster und ich war auch ohne sonstigen Drogenkonsum direkt berauscht von der Feinheit der Glasoberflächen, die nun wirklich nichts mit den folienbeklebten Glasfenstern so mancher Vorstadtlimousinen gemein hat. Man hat das Gefühl, der Farbwechsel geschieht von innen heraus. Wenn die Sonne durch die Möwe scheint und diese sich langsam im Wohnzimmerfenster dreht, wirft sie Schatten in allen Farben des Regenbogens und schon bin ich für einen Moment weg in Kalifornien…
Als ich sie damals würdevoll überreicht bekam, bekam ich noch die mahnenden Worte mit auf den Weg über den Teich, ich solle sie gut behüten, denn die ohnehin spärliche lokale Produktion sei mittlerweile längst eingestellt worden. Stellen Sie sich den Schock vor, als ich sie neulich mit meinem ferngesteuerten Hubschrauber vom nylonförmigen Lebensfädchen im Fenster gerissen habe, nachdem sie schon hunderte von Bewunderern in ihrem neuen teutonischen Ambiente gefunden hatte. Mir war schlagartig klar, im Falle einer multiplen Fraktur keinen Ersatz beschaffen zu können. Den Absturz hat die Möwe dennoch dank seines eher simplen, aber weichen, tiffanylampen-ähnlichen Metallrahmens überlebt. Noch eine gute Nachricht: Man hat die Bude nach 20 Jahren wieder aufgemacht und man kann sich bei Kroma im Laden umsehen. Gleich jetzt- ohne Flugticket! Wollen Sie mit nach Kalifornien? Zünden Sie sich eine an und drücken sie hier: (Link existiert nicht mehr – Anm. Red.)