Ab ins Bad!
Wenn die Tage grau und trübe sind, dabei das Gemüt angesichts Finanzkrise und Weihnachtswahnsinn ebenfalls angeschlagen ist, dann sollte der Mann von Welt einen Moment inne halten und sich mal etwas Gutes tun: beispielsweise ein kleines, großstädtisches Wagnis eingehen! Etwas Neues ausprobieren, Grenzen überschreiten und seine ganzen Sinne beflügeln lassen. Wir gingen ins Bad – ins türkische Bad!
In München, Zentrumsnah, befindet sich das Mathilden Hamam, in gleichnamiger Straße. Draussen vor der Tür fielen sanft ein paar Voralpen Flocken auf den gesalzten Asphalt und wir traten durch die Aluminium Schwingtür in eine andere Welt: orientalische Klänge empfingen uns, Wohlgeruch und Freundlichkeit schlugen uns entgegen. Zunächst war ein Glas Tee angesagt, bei dem uns die freundliche Bedienstete das Prozedere erklärte: einfach nur fallen lassen und genießen, bis ein weiterer dienstbarer Geist die nächsten Schritte erklärt. Kaum hatten wir es uns auf den Sitzkissen etwas bequem gemacht, wurden wir auch schon abgeholt und in die Umkleiden geführt. Unsere Kleider und Wertsachen verschwanden in einem Spind, der mit Muscheln und Gold-Dekor verziert war und fast wie Gott uns schuf folgten wir einem weiteren Ritualmeister ins Bad. Heißer Dampf und schummeriges Licht umgaben uns alsbald, wir nahmen an einem orientalischen Brunnen Platz und wurden in die Geheimnisse des Salzpeelings eingewiesen. Immer wieder wurden wir dabei von Wasserkaskaden abgewaschen, die nach alter Sitte aus Messingschalen per Hand auf uns herab gegossen wurden. Danach war der heiße Stein an der Reihe. Auf dem Rücken wie ein Käfer lagen wir auf einer heißen Marmorplatte, wurden auch hier immer wieder mit Wasser umspült und genossen die schummrige Atmosphäre, die einen ins Reich von 1001 Nacht entführt.
Es folgen eine kurze Verschnaufpause in einer Sitzecke, eine türkische Spezialität aus Joghurt und Mineralien wird gereicht und dann wird man zur völligen Entspannung in einen Ruheraum geschickt. Liegen und Decken stehen nach Bedarf bereit und die Frühlingsgeräusche gurgelnder Bäche und zwitschernder Vögel umgeben einen – im Nu ist man eingeschlafen und befindet sich in Gefilden, in denen Milch und Honig fliest…
Eine halbe Stunde später wird man sanft geweckt und weiter geht es zur Massage: wahlweise mit Götteröl, Rosenöl oder Sultnasöl. Kundige Männerhände kneten einen durch und massieren die Körperöle in die Haut ein. Bislang habe ich noch keinen deutschen Krankengymnasten erlebt, der diese Kunst besser beherrscht hätte! Nach der Ganzkörpermassage kann man noch einen Moment liegen bleiben, um sich mental auf das Ende dieses absolut lohnenswerten Erlebnisses vorzubereiten. Zurück in der Umkleide ist man fast traurig, dass der Besuch in fremdländischem Ambiente und der stillen Freundlichkeit des Personals nun ein Ende haben soll: ein Besuch im Hamam lassen einen sehr schnell die Sorgen vergessen und ermöglichen kaum gekannte Entspannung- darüber hinaus ist er auch ein aktiver Beitrag zur interkulturellen Festigung von Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei! Wer inspiriert ist und es uns gleichtun möchte, findet alle Informationen unter www.hamam.de – wir können es nur wärmstens weiter empfehlen!
PS: nach dem Bade hat man Hunger: direkt nebenan gibt es einen empfehlenswerten Italiener…