Von Freitag bis Sonntag machte München die Tore auf und lud zur „World of Erotic“: „Europas größte Erotic Tournee Messe. Eine Show mit American Table Dance, Strip, SM und Bondage Performances und dergleichen mehr sollte quasi unter der Kutte des Münchner Kindels zu sehen sein. Klar, dass sich er Michel da mal sehen lassen sollte, um der Erotic Scene in München in den Ausschnitt zu blicken!
Die Tonhalle im Kunstpark Ost ist eine schneidige Veranstaltungshalle – für alles, was in Richtung Trash und Krach für die junge Szene so angesagt ist; soll heißen: kühl, schwarz, funktional im Gesicht einer alten Lagerhalle. Aussen Graffities und Kebap Stände, innen Gothic Design. Eintritt 25 Euro und schon geht der schwarze Vorhang auf. Die genormten Messestände boten phantasielose Massen an DVDs einschlägigen Inhalts mit entsprechenden Titeln – werden wir deutlich (sind ja unter uns Männern) „Feuchte Fotzen ficken fidel“ oder „Riesenhammer in der Mamma“ war das Standard Niveau. Wer es noch härter wollte, musste fragen: unter den samtbehangenen Tapetentischen lagerte sicherlich noch allerlei Verbotenes – wir ersparen uns hier Details.
Am Nebenstand gab es Dildos in wirklich sämtlichen Spielarten und Konstruktionsformen. Als Mann steht man fast sprachlos vor diesem Riesensortiment an künstlichen Elefantenschwänzen: wollen ALLE Frauen DIESE Dimensionen??? Wird meiner da jemals noch reichen??? Ein kleiner Messestand war eher eine Kabine, in der es angebliche „Überraschungsmassagen“ zu erleben gab. Hier und da huschten ein paar String Tangas durch die Gänge, mit fast scheuem Lächeln. Ein glatzköpfiger Schlägertyp bot Tatoos an, eine Vollbusige räkelte sich an seiner Standtheke und machte Versprechungen mit den Augen. Am Stand gegenüber wurden Körperöle wohlfeil geboten und dann gab es noch zwei, drei Anbieter erotischer Unterwäsche.
Die Musik wurde dröhnender, eine Lasershow warf Neon-farbene Lichteffekte in die Schwaden einer Nebelmaschine und dann trat Adriana Russo auf die schwarze Bühne: DER Pornostar im Krankenschwester Outfit. In wenigen Minuten hatte sie überflüssige Textilien abgeworfen und tanzte wie Gott sie schuf in ihren weißen Cowboystiefeln über die Bühne, nicht ohne sich immer wieder auf einen Sessel zu setzen – natürlich nicht um zu verschnaufen, nein: Adriana Russo zeigte jede Körperöffnung nicht nur, sie zog auch eine etwa drei Meter lange Kette aus ihrem Honigtöpfchen! Wenn das nichts ist!
Ansonsten? Wenige Besucher am späten Samstag Nachmittag, konturlose Aussteller, wenig Ansprache und plattester Porno wohin das Auge sieht! Kopfschüttelnd verließen wir die Tonhalle nach kaum mehr als einer Stunde und wussten nun die ganze Wahrheit über Erotik Messen.
Jürgen Steiner mit seiner Highlights Veranstaltungs GmbH aus Coburg mag sich Deutschlandweit mit dieser Art Event eine goldene Nase verdienen – Sex sells, was soll´s! Aber dann sollte er wenigstens auch so fair sein, sein Produkt so zu nennen, wie es ist: Porno Messe! Erotik, Leidenschaft und Sexualität ist eine wunderbare Sache, die schönste Nebensache, wie es heißt. Erotisch, im Sinne des Wortes, war auf Europas größter Tournee Messe rein gar nichts!