Wenn der 40ste Geburtstag weit hinter einem liegt und der 50ste bereits zum Greifen nah, dann wird man aufmerksam für alles, was dieser Zielgruppe der „Fourty plus“ so am Markt angeboten wird. Da fällt einem dann schon mal der Titel eines der meistgekauften Magazine aus deutschen Landen beim Tanken ins Auge, wenn es denn mit griffigen Slogans á la „Besser leben ab 40“ um Käufer buhlt – seitenmittig dann auch noch ein SEX in magenta platzierend.
Beim ersten Mal durchblättern war ich dann etwas irritiert, da ich besagten Titel nicht sofort gefunden habe; OK, dachte ich mir, hast den STERN ja auch lange nicht mehr gelesen, bist standhaft geblieben, als ein abgehalfterter Ex-Heroin-Junkie an deiner Türe schellte, um mit einem (deinem!!!) Abo seine Rückkehr ins bürgerliche Dasein zu feiern, hast ihn nicht gekauft, als die Twintowers einstürzten oder Kathrina New Orleans verwüstet hat, bist auch nicht auf irgendwelche Armbanduhren reingefallen, die es kostenfrei für´s Unterzeichnen eines Abos gegeben hätte und hast auch der alten Freundin ein „Nein!“ ausgesprochen, weil sie eben doch die Armbanduhr haben und dich als Abonnent werben wollte (sie hatte den STERN schon – aber die Uhr halt noch nicht…)
Beim zweiten Anlauf wurde mir der Grund bewusst, weswegen ich beim ersten Mal gescheitert bin: es war die Werbung. Die Bilderflut der Werbung hat zur Bilderflut des Magazins an sich kaum noch eine nennenswerte Trennschärfe, weswegen der geneigte Leser schon GAAAANZ genau hinschauen muss, wenn er etwas Bestimmtes sucht (die Coverstory beispielsweise). Nun, dachte ich bei mir, dann wollen wir das Ganze doch mal statistisch erfassen – ganz exemplarisch mit dem Heft Nr. 37, vom 4.9.2008 (das ist das Heft mit SEX in magenta drauf…)
Also. Das Heft zählt 156 Seiten, der Umschlag aussen wird dabei als eine Seite mitgezählt. Nicht mitgezählt wurde die Seite mit dem Impressum (die zwar keinen aktuellen Informationsgehalt besitzt, aber zum Heft dazugehört). Ganzseitige Werbeannoncen sind die Seiten 2,4,5,10,12,14,22,23,24,27,41,43,49,51,65,67-91 (!!!), 94,95,99,103,111,121,123,139,140,151,155,156;
Halbseitige Werbung ist auf den Seiten 9 und 129 zu finden, drittelseitige Anzeigen auf 13, 47, 100, 101, 102, 113,125, und 143.
Fassen wir die Zahlen zusammen: von 156 verfügbaren Seiten hat die Redaktion des STERN 52 ganze Seiten fremd verkauft; fasst man die ein Drittel Seiten und die halben Seiten zusammen, ergeben sich weitere (fast 4!) 3,75 Seiten, so dass summa summarum zu sagen ist, dass der STERN eigentlich nur zu zwei Drittel STERN ist – der Rest ist doppelt bezahlte Werbung: der Werbekunde muß bezahlen und ein gutes Drittel der Verkaufseinnahmen gehen ebenfalls auf das Konto Werbung. Anders formuliert: der STERN kostet 3 Euro, bietet (rein statistisch betrachtet!) aber nur für 2 Euro journalistische Arbeitsergebnisse an.
Durchforstet man die verbleibenden knappen 100 Seiten dann noch nach „inhaltlich wertvoll“ (was meint: die Seiten, die sich mit einem Thema beschäftigen, eine Story verfolgen und faktische Informationen bieten), wird die Luft noch dünner. Denn Inhalt, Editorial, Rätselecken, Kartoons (ganzseitig!!!) und dgl. machen den STERN ja noch nicht zu dem, was er ist – diese „Bausteine“ gehören als Standard zu jedem Magazin / jeder Illustrierten. Strecken wie „Foto der Woche“ o.ä. haben einen (Bild!)-journalistischen Wert, klären aber nicht unbedingt auf (wobei nichts gegen gute oder spektakuläre Fotos zu sagen ist).
So, das Ergebnis dürfte jedem klar werden: der STERN ist schlicht zu teuer eingekauft, für besagte drei Euro! Was folgt daraus? Da kann man eigentlich nur noch einen abschließenden Blick auf die Jack Daniel´s Werbung auf dem Umschlag werfen und dem Aufruf folgen „Stoß mit uns an. Genieße mit Verstand“
Und ich setzte noch eins drauf: …. den MICHEL natürlich, denn der kostet nix und ist absolut werbefrei! Wo gibt´s DAS noch in deutschen Landen? Also immer mal reinschauen.