fuck for forest

Eigentlich ist DER MICHEL ja ein etwas anderes Männermagazin und wir waren uns in der Redaktion auch immer einig: „Nur ja keinen Schmuddelkram!“. Keine Angst, DER MICHEL wird kaum Ambitionen entwickeln, dem PLAYBOY den Rang ablaufen zu wollen.

Doch manchmal gibt es eben Situationen, da muss auch der härteste Grundsatz mal weichen – und nun ist es soweit:
Was haben damals, in der guten alten Zeit, John Lennon und Yoko Ono für einen weltweiten Wirbel verursacht, als sie sich in einem Doppelbett liegend der Öffentlichkeit präsentierten, um bekannt zu geben, dass es sich bei diesem Sit-in um ein „Bed-in“ handele und dass man im übrigen nun endlich einmal anfangen müsse „Love, love, love“ zu leben – weltweit und überall! Die Konservativen in den Massen haben die beiden schlicht für verwahrloste Wüstlinge gehalten, die etwas Aufgeschlossenen haben die Beiden milde beschmunzelt. Dass ein derartiger Ansatz tatsächlich umsetzbar werden könne, hielten die meisten Menschen – bis auf wenige Ausnahmen – damals für absolut unmöglich. Bekanntlich setzte der gute John Lennon dann mit seinem „Imagine“ noch eins drauf und bekannte sich darin als „Träumer“ und visionierte, dass er nicht der einzige sei. Wie gesagt, das war damals, 1969 in Amsterdam …


Knappe zwanzig Jahre später, 1987, schuf ein, der Redaktion nahestehender Künstler obige Abbildung. Der angedachte Bumper Sticker blieb leider ein Einzelstück, denn die Welt war eben noch nicht reif für derlei Ideen …Weitere zwanzig Jahre mussten ins Land gehen und das Internet musste erfunden werden, um dieselbe Idee etwas breiter ins Licht der Öffentlichkeit zu tragen – doch der Reihe nach.
Ebenso wie die freie Liebe war auch der Gedanke einer heilen (Um-)Welt in den frühen Siebzigern nicht nur en vogue, sondern die Gefahren für unseren Globus wurden damals erstmals im Bericht des Club of Rome publiziert. „Die Grenzen des Wachstums“ lautete der Titel. Heute hat es die Menschheit fast geschafft, den Globus durch Waldrodungen, Klimakatastrophen, Überfischung der Meere und Überbevölkerung an den Rand des völligen Kollapses zu bringen. Die verantwortlichen Damen und Herren prosten sich mit Champagner zu, während die breite Masse sich mit dem lausigen Dasein herumschlägt, die durch die Decke gehenden Preissteigerungen durch Verzicht abzufedern und gute Mine zum bösen Spiel zu machen. Dann noch politisch bestens informiert zu sein, ein treusorgender, stets gut gelaunter Ehemann / Ehefrau zu sein und niemals, weder gegen die missratenden Kindern noch dem Garten-Zwerg-sammelnden Nachbarn, die Faust zu erheben, das ist in der Tat für kaum jemanden mehr zu leisten. Aus diesen Zwängen wurde seit jeher der Drang zu kleinen Fluchten geboren und das waren immer die verteufelten Drogen, Sex and Rock´n Roll!
Diesen Sachverhalt erkannten ein paar Berliner recht schnell, kombinierten mit Verstand und „Berliner Schnauze“, dass es doch möglich sein müsse, der Pornoindustrie ein paar Streifen Salami vom Brot zu klauen, um die Regenwälder zu retten. Vermutlich nicht ganz nüchtern, entstand der wunderbare Name der gemeinnützigen Organisation: Fuck for forest. Die Idee ist simpel: willst Du Pornos sehen, musst Du zahlen. Die Frage ist nur, was passiert mit den Einnahmen? In der Regel gehen die Einnahmen für Darstellerhonorare, Filmproduktion und Vertrieb drauf, die Differenz streicht sich ein fetter, unappetitlicher Pornoproduzent ein. Die Berliner Jungs und Mädels gaben Gas, managten sich und ihre Website selbst und warteten ab, was so passieren würde. Zunächst stellten sie ihre eigenen selfmade Pornos ins Netz und luden Freunde und KommilitonINNEN ein, dasselbe zu tun. Für 10,13 Euro im Monat kann man nun bunte Blumenkinder  sehen, wie sie sich im Freien oder zuhause der Tätigkeit erfreuen, deren Ergebnis wir alle sind: Sex! 


Das Schöne an der Idee ist: dort wo „mann“ sich ab und zu unerlaubt hinbewegt, beim Surfen, dort zwickt „fuck for forest“ den Stachel des Katholizismus einfach ab! Mit dem Argument „Du tust nichts Schlimmes, Böses oder Verwerfliches – du tust etwas Gutes für die Regenwälder!“ In dem Bewusstsein Pornos zu gucken (die von sehenswerter Privatsphäre geprägt sind!), dabei ganz nebenbei die Welt zu retten – OK, OK: wenigstens die Wälder, schaffen sich die Betreiber der Seite www.fuckforforest.com mindestens Sympathie – allerdings natürlich nicht bei den Päpsten und den Bushes unter den Menschen. Auch Umweltorganisationen waren sich nicht ganz einig, ob sie das auf diese Art gesammelte Geld als Spende annehmen dürfen. Erstaunlich wieder einmal, wie „over-sexed and under-fucked“ die ach so aufgeklärten Menschen sind, die die fortschrittliche, westliche Welt so bevölkern und in ihr etwas (vermeintlich Wichtiges) zu sagen haben!


Jetzt kann man die unterschiedlichsten Meinungen dazu haben, je nachdem wie prüde man halt so ist …. Aber immerhin haben es die beiden Gründer geschafft, schon mal für gute fünfundzwanzigtausend Euro Regenwald in Costa Rica zu er-lieben! Bei aller Keuschheit: Respekt! Liebt weiter so!