Das Streben nach Höherem zeichnet das Dasein des Menschen aus – oder zumindest ist das eine der Maxime der westlichen Ansätze im Denken und Handeln. Leider kommen den guten Ansätzen dann oft die Versuchungen und Verlockungen des Dolce Vita in die Quere und so mancher Lebensweg muß deswegen einen harten Knick in Kauf nehmen. Überträgt man nun diese „Küchentisch Weisheit“ auf eine Gesellschaft und ersetzt den „harten Knick“ mit dem Wort „Niedergang“, so erkennt man schnell worauf ich hinaus will: der Verfall des höhen Ansatzes und schnelle Zufriedenheit mit mittelmäßigen Ergebnissen. Getreu dem urbayerischen Motto „Pass´d scho!“
Wer sich in einer derartigen Umwelt dann trotzdem nicht mit Mittelmaß zufrieden gibt, sondern weiter kämpft und beharrlich sein Ziel verfolgt, den feiert eine mediocre Gesellschaft dann gerne als Helden – wenn es den Medien gefällt, weil mit einem Helden in Sachen Fußball beispielsweise Quoten (und damit Geld) zu machen ist. Menschlich gesehen kann ein Fußballheld ein Egozentriker sein, der in cholerischen Anfällen Disco´s zerlegt und schon mal die Freundin schlägt: für die Massen bleibt er ein Held.
Auf nicht so ausgetretenen Pfaden finden sich allerdings oftmals die ganz besonderen Heroen: abseits des Medien Interesses. In Disziplinen wie Surfen (gerade hat ein Deutscher die Junior Championsships in Sydney gewonnen), Segeln (Thomas Müller, Vincent Hoesch und Max Schreibmeier sind die Weltmeister im Drachen Segeln!). Abgesehen vom Sport (wo man die Liste auch noch weiterführen könnte!) ist u.a. bekanntlich der deutsche Mittelstand generell Weltspitze! Ebenso der ein oder andere Wissenschaftler aus „D“ (Peter Grünberg, Nobelpreis Physik!) oder Gerhard Ertl, Nobelpreis Chemie!)
Im sprichwörtlichen Sinne sind wir Senkrechtstarter: deutsche Ingenieurskunst machte beispielsweise den Traum vom Senkrechtstarter wahr (OK, das ist nun auch schon eine Zeit her…)! Aber es kommt auch nicht von ungefähr, daß die Deutschen oftmals „ganz vorne“ zu finden sind. Woher mag das kommen?
Das Grüblerische, Nörglerische, oftmals auch latent Schwermütige gehören mehr oder weniger zur Grundausstattung des Deutschen Mannes. Dann zieht er sich zurück ins Kämmerlein und brütet vor sich hin. So manches Mal wird dann der teure Whiskey eingeschenkt, die Zigarre angezündet und nachgedacht. …
Bei diesen Grübeleien in gewohnter Umgebung (Schritt eins „Der Reise des Helden“ nach Christopher Vogler) könnte es dann zum inneren Ruf kommen, was dem zweiten Schritt entspräche. Nachdem der Whiskey mundet und die Zigarre noch lange glimmen wird, folgt der dritte Schritt: die Verweigerung des Rufes. Der Impuls, sich nun doch auf den Weg zu machen (was dem vierten Schritt gleich kommt), erfolgt oft von außen, von einem Mentor, Doktorvater, väterlichen Freund oder gar Chef. Nun beginnt die Reise und der Held macht sich auf seinen, ganz eigenen Weg – auf dem es dann bald kein zurück mehr gibt (Schritt fünf). Der Held muß eine Bewährungsprobe nach der nächsten meistern, Gottlob trifft er dabei nicht nur auf Feinde, sondern ebenso auf Freunde, Unterstützer und Gleichgesinnte (Schritt sechs). Nun schlägt er sich zur Höhle des Löwen durch und muß sich ihm stellen (Schritt sieben). Es muß nicht unbedingt der Löwe sein, der Held muß ebensowenig Herkules heißen, aber das archaische Bild sagt mehr als 1000 Worte. Klar ist nur: am Ende muß ein Sieg über den Gegner erfolgen, ob mit List, mit Kraft oder mit Finesse ist dabei unerheblich (Schritt acht). Bezwingt der Held den Gegner, darf etwas mit nach Hause nehmen: die drei goldenen Haare, das Geheimnis oder das Elexier (Schritt neun). Die Rückreise beginnt (Schritt zehn), kann allerdings nur durch innere Wandlung erfolgen, denn ohne diese Auferstehung (Schritt elf), kann er die geleistete Heldentat nicht in seine Persönlichkeit integrieren. In Schritt zwölf kann er den verdienten Heimweg antreten.
Die „sportliche“ Heldenreise ist natürlich eine relativ einfache, da die zur Verfügung stehende Zeit oft in einer Zeitspanne von zehn Jahren vorüber ist, ebenso ergeht des Modells. Die wissenschaftliche Reise, wie auch die kulturelle Reise kann mitunter ein Leben lang gehen: Albert Einstein sei ein Beispiel, Albert Schweizer ein weiteres oder Charles Darwin. Für das Kulturelle möge beispielhaft die wunderbaren, alten Männer des „Buena Vista Social Club“ dienen, die es (Ry Cooder sei Dank!) in einem Alter zur Weltberühmtheit geschafft haben, in dem andere längst Rosen züchten oder über Gicht klagen.
In diesem Sinne „Machen Sie etwas aus sich, Sie sind das Einzige, was Sie haben!“ (Ralph Waldo Emmerson)