Wenn schon – denn schon! Was waren das für Zeiten, in denen die America´s Cup Teilnehmer – genauer: die teilnehmenden Boote – wohlklingende Namen wie Shamrock, Columbia, Velsheda oder Endeavour hatten! Damals waren die Boote natürlich aus Holz gefertigt, die Segel aus Leinen genäht und Mann stand in schlohweißem Zwirn an Deck und trotzte dem Ozean Höchstgeschwindigkeiten ab! Schnittige Linienführungen gab es damals zu bewundern, die heute – und das ist zugegebenermaßen nur die Meinung eines Redaktionsmitgliedes – der Funktionalität von Kohlefaser und Carbon weichen mußten. Mann trägt heute atmungsaktive Funktionskleidung (was sag´ ich: „wear“ heißt das!) und Sonnenbrillen, die jeden Segler wie eine Stubenfliege aussehen lassen – aber modern!
Die Boote selber sind ausser teuer nicht wirklich wichtig im wichtigsten Rennen der segelnden Zunft – wichtig sind die Sponsoren, denn es geht bekanntlich um sehr viel Geld. Und wer viel Geld ausgibt, der möchte seinen „pay off“ davon haben – denkt Mann sich jedenfalls so in den Aufsichtsratsetagen der multinationalen, weltumspannenden „global player“ wie BMW, Oracle, Louis Vuitton, Prada und wie sie sonst noch alle heißen mögen.
Daß man aber mit dieser Strategie eine unglaublich schöne und formvollendete Angelegenheit von höchster Präzision und Anmut zur schnödesten Werbefläche degradiert, das ist den hohen Herren wohl nicht ein einziges Mal in ihr Köpfchen gekommen! Das deutsche Boot (bzw. das sponsorende Team, vorwiegend bestehend aus 1&1, United internet team Germany und gmx) schrieb noch einen Design-Wettbewerb aus, von wegen „wo sollen denn die Riesensticker hin ans Boot?“. Der Gewinner durfte dann auch an Bord gehen, die restlichen neun von zehn Gewinner erhielten eine Sporttasche geschenkt – ich bekam eine Einladung auf die „Boot“ nach Düsseldorf im Januar. Warum?
Ich hatte vorgeschlagen, das deutsche Boot komplett in weiß an den Start zu schicken, ohne auch nur einen einzigen Aufkleber von irgendwem. Aus all den bunten, segelnden Billboards wäre die deutsche Yacht wohl mehr aufgefallen, als alles andere. Ein Raunen wäre durch die Riege der Sponsoren gegangen, á la „Wer steckt denn bei dem weißen Boot dahinter?“ Diese Frage hätte man so werbewirksam im Raume stehen lassen können, daß die beteiligten Firmen weit mehr im Gespräch geblieben wären, als diese schnöden Riesensticker.
Das wäre angewandte Werbepsychologie (oder aus der hohen Kunst des Sehens geplaudert!) gewesen – aber Nein! Da mußten sich noch ein paar Zweiunddreißigjährige profilieren, denen es im Übrigen nicht um die Sache an sich geht, sondern natürlich erst einmal um ihr ganz persönliches Fortkommen. Daß die Herren Jungmarketingstrategen aber in zwei Jahren (wenn überhaupt so lange!) gar nicht mehr an ihrem jetztigen Platz sitzen, sondern nach oben geflogen (Peterchen Prinzip!) oder im Ausland zu finden sind, daran denkt bei solch wichtigen Entscheidungen keiner. Darüber hinaus kann der schöne Kalauer, daß BMW als deutsches Unternehmen nun das amerikanische Boot sponsort nur als Stilblüte in die Geschichte des Segelsports eingehen – „Schuster bleib´ bei deinen Leisten!“ kann man da nur sagen, denn was hat BMW eigentlich mit dem Segelsport zu tun? (OK, BMW hat die Kielbombe der USA 98 gebaut, bzw bauen lassen, aber deswegen erhöht sich der Absatz an gleichnamigen Limousinen und Coupés wohl kaum!) Dieselbe Frage müssen sich die meisten Sponsoren gefallen lassen – und sie müssen mit dem Vorwurf leben, die Königin des Segelsports zur liderlichen Promotion-Hure entwürdigt zu haben!
Angefangen hat alles 1851 mit dem Zweimastschoner „America“, der dann auch gleich das erste Rennen gewann, damals rund um die Isle of Wight vor England. Insgesamt gewannen amerikanische Segelyachten 132 Mal den America´s Cup – und unterstrichen den Namen des Cups dadurch noch einmal mehr. Als ambitioniertester Segler darf Thomas Lipton in die Annalen eingehen, hat der doch insgesamt fünf Mal (von 1899 bis 1930) mit seinen Booten Shamrock I – V teilgenommen, aber leider nie gewonnen. Für ihn wurde der Pokal „bester Verlierer aller Zeiten“ geschaffen – und ganz nebenbei steigerte er nachweislich den Bekanntheitsgrad seiner Tee Marke „Lipton Tea“ – natürlich damals ganz ohne den heute üblichen Werbefirlefanz!
Hatten die berühmtesten Boote der 30iger Jahre die sogenannten J-Yachten eine Länge von bis zu 41 Meter, so hat man sich in der Zwischenzeit (nach vielerlei Regelbrüchen und entsprechendem gerichtlichen Gekabbel!) auf die heutige Norm festgelegt: Länge maximal 26 Meter, Breite 4 Meter, Masthöhe maximal 33 Meter und maximal 24 Tonnen schwer und wer mehr als 19 Mann an Bord hat – fliegt raus!